Staudacher, Alice

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Autor(in) Doris Holzknecht
SAW 27

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Eine Ferienbegnung mit Alice Staudacher
Dieses Jahr verbrachten wir unseren Urlaub in Rothenburg o. d. T. in einem kleinen Fachwerkhaus. Wir kamen mit der Besitzerin des Hauses in ein Gespräch, nachdem sie sah, dass ich „schnippelte“ im Garten. Sie erzählte, dass auch ihre Tante Städteansichten als Scherenschnitte anfertigt. Sie telefonierte ihr sofort und Frau Staudacher besuchte uns und es stellte sich heraus, dass sie auch im Scheren-schnittverein ist. An diesem Nachmittag erzählte sie uns aus ihrem reichen Leben.

In der alten Bergstadt Schlaggenwald im Egerland kam sie am 7. November 1922 zur Welt. Sagenumwobene Wälder, stille Flusstäler, burgengekrönte Hügel, Fachwerkhäuser mit kunstvollen Sonnentoren und Taubenkobeln, Musik und festlicher Ablauf eines ländlichen Jahres waren ihr von Kindheit vertraut. Der rechte Boden also für die Entwicklung eines dem Schönen aufgeschlossenen Mädchens. Der leider früh verstorbene Vater trug noch seinerseits dazu bei. An den Abenden faltete er mit seiner Tochter Papier, schnitt mit der Schere Ornamente aus. Nach dem Verlust der Heimat, 1945, fügte es das Schicksal, dass wiederum eine romantische, historische Stadt in reizvoller Flusslandschaft ihre Bleibe wurde: Rothenburg ob der Tauber. Bis zur Währungsreform (1948) verdiente sie sich mit ihren Scherenschnitten einiges dazu. Sie fand eine Anstellung in der Stadtverwaltung und lernte dort ihren Mann Wilhelm Staudacher, der durch Mundartdichtungen weit über Frankens und Bayerns Grenzen hinaus bekannt geworden ist, kennen. Sie heirateten im Jahr 1952 und die schöne Liebhaberei behielt ebenfalls ihren Platz im Familienleben. Zwei Söhne hat sie geboren. Sie illustrierte Postkarten-Kalender „Lebensfreude“ und all die Bücher ihres Mannes mit wunderschönen Scherenschnitten.

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Beim Rothenburger Historienfest stand sie als Silhouettenschneiderin an der Straße. Sie freute sich, wenn sie mit ihren Schnitten viele Menschen erfreuen konnte. Leider verlor sie vor 10 Jahren ihren Mann. Es war für sie ein so harter Schicksalsschlag, da er plötzlich starb. Trotzdem, das Leben ging weiter und viel Kraft schöpft sie aus ihrer Arbeit mit den Scherenschnitten. Es war für mich eine wirklich schöne Begegnung mit diesem lieben Menschen.

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