Kirchner, Ursula

Ursula Kirchnerkirchner-foto

Autor(in) Otto Kirchner
SAW 02

kirchner-sig

 

 

 

 

 

Biografisches
Ursula Kirchner wurde 1931 in Stuttgart geboren. Sie lebte bis 1938 in Dörrenzimmern Kreis Künzelsau, wo ihr Vater Dorfschullehrer war. Von ihm erhielt sie die ersten Anregungen, Scherenschnitte zu machen. Größere Bedeutung für die Anfänge hatte jedoch die Mutter. Sie hatte ganz bestimmte Vorstellungen, wie ein Scherenschnitt hergestellt werden muss: Ohne Vorzeichnen und an einem Stück. Nach dem Abitur 1950 ging Ursula Kirchner ein Jahr nach England und besuchte danach die Dolmetscherschule. 1953 heiratetet sie und hat drei Söhne geboren: Thomas, Hans und Rudolf. Hans ist im März 1995 gestorben. Er hat sich intensiv mit dem Scherenschnitt beschäftigt, eine erste Bibliographie erstellt und begonnen, ein Archiv aufzubauen. Außerdem hat er einen Scherenschnittverlag gegründet und fünf Büchlein mit Scherenschnitten seiner Mutter veröffentlicht. 1975 war in Stuttgart die erste Einzelausstellung von Ursula Kirchner in Stuttgart. Seither hatte sie zahlreiche Ausstellungen in Deutschland und in der Schweiz. Ursula Kirchner ist Mitglied im Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs und im Kunsthöfle Bad Cannstatt.

Zum Werk
Ursula Kirchner benützt für ihre Scherenschnitte nur die Schere. Sie sticht damit ins Papier und lässt beim Weiterschneiden in der Regel den Einstich sichtbar stehen. Den Bildentwurf im Kopf setzt sie direkt in den Schnitt um. Es entsteht eine Art Papierrelief, das in seiner Entstehungsweise der Arbeit des Bildhauers näher steht als graphischen Drucktechniken. Scherenschneider wurden deshalb früher als Papierschnitzer bezeichnet.

Seit ihrer Kindheit auf dem Dorf hat Ursula Kirchner eine intensive Beziehung zur Natur. Man kirchner01kann das bis heute in ihren Scherenschnitten sehen: Pflanzen und Tiere sind ihre wichtigsten Themen. Auch bei Arbeiten zu literarischen Texten bleiben sie präsent. «Über hundert Krähen flogen durch den schönsten Regenbogen» heißt es in «Nacht trinkt Sonnenblumen» von Helmut Pfisterer. Die Krähen sind kein Problem für die Scherenschneiderin, aber wie löst sie die Darstellung des Regenbogens?

 


kirchner02Außer der Nähe zur Natur gibt es bei Ursula Kirchner eine Neigung zum Grotesken. Sie hat immer wieder Texte illustriert, die der Phantasie ‚“ gestalterischen Raum lassen wie bei Morgensterns Galgenliedern oder Ovids Metamorphosen. «Scherenschnitte aus der Fabelwelt» hat Uta Schlegel-Holzmann dazu gesagt. Anlässlich einer Ausstellung von Scherenschnitten zu Texten von Morgenstern wurde ihre Verbindung von Natur und Phantasie so beschrieben: «Es hat nämlich die Künstlerin wie Morgenstern, zunächst beherrscht vom Übermaß der reinen Lebensfülle, sich in ihren Schnitten der freien Phantasie hingegeben, zu der jede Form der Natur anregt. Sie hat das Ornamentale in gewachsenen Strukturen entdeckt und es mit der Schere poetisch aufblühen lassen.»

 

                                        kirchner03


«An den Brüsten der Natur» hat Ursula Kirchner einen Scherenschnitt betitelt. Er gehört zu einer Reihe von Lebensbäumen, die 1980 im Kunsthöfle Bad Cannstatt ausgestellt waren. Günter Wirth bezeichnete sie als zauberische Bäume, die aus der Verwandlung leben.

 

                                        kirchner04


Die Bewahrung der Natur ist das Thema der Scherenschnitte, die Ursula Kirchner 1985 zum 104. Psalm geschnitten hat. Wolf-Dietrich Hardung sagte bei der Einführung in die Ausstellung: «Ihre Blätter quellen über von Gestalten. Und doch ist alles weislich geordnet. Jedes Blatt ist – in der Ausgeglichenheit und dem Gleichgewicht der Spannungen in der Fläche – einem dynamischen und doch abgegrenzten Lebensraum vergleichbar».


                                            kirchner05


Seit 1990 sind musikalische Themen eine der Quellen für die Scherenschnitte von Ursula kirchner07Kirchner. Sie nimmt die Formen der Notenschrift, der Instrumente und kombiniert sie in freier und auch witziger Weise mit den Gestalten der Spieler und Sänger.

Für eine Ausstellung in der «Literaturstadt» Marbach hat Ursula Kirchner das große Alphabet geschnitten. Sie habe eine hintergründige Bildsprache aus Symbolen und Allegorien entwickelt, meinte die Kritik, der Betrachter könne sich davon verzaubern und verführen lassen. Beim «U», dem Anfangsbuchstaben ihres Namens, sieht sich die Scherenschneiderin inmitten der Fülle des lebendigen Universums.


                                              kirchner06

 

 

Neueste Arbeiten der Künstlerin

 

                                    

                                 kirchner modern02

                                   kirchner modern03   

3 Antworten

  1. kathy T. Reed sagt:

    Please tell me what year did Ursula Kirchner pass on? her death date?

  2. Jerise Fogel sagt:

    Here is the announcement of the funeral and some more information about her: https://www.stuttgart-gedenkt.de/traueranzeige/ursula-kirchner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert