Sear, Reg

Reg Sear                           reg searfoto

Autor(in) Ursula Kirchner
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Das Wort „Papercutter“ würde ich am liebsten mit „Papierschnitzer“ übersetzen. So wenigstens steht es bei Knapp „Deutsche Schatten- und Scherenbilder“. Reg Sear wurde 1943 in Stoke on Trent, England, geboren. Er studierte Malerei und Töpferei in Stoke on Trent, ferner das Entwerfen von Architektur-Keramik in Stafford. Er arbeitete als Grafiker, als dekorativer Maler und Oberflächen-Designer. Er war- Dozent an verschiedenen Colleges und an der Universität von Nottingham. Er lebt in einem uralten Haus in Boston, Lincolnshire, mit Frau, Sohn und Tochter. Dort macht er Scherenschnitte, entwirft Textilien und Tapeten und malt Effekte für Möbel und Innenräume. Die einzigen Scherenschnitte, an die er sich aus seiner Kinderzeit erinnert, sind geschnittene Borten zur Verzierung von Regalen. Außerdem erinnert er sich an eine Silhouette, die seine Mutter in einer Bude in einem Seebad an der Südküste Englands von sich schneiden ließ. In Schottland hat er für seine Entwürfe in den frühen Achtzigern gelegentlich Schablonen verwendet. Zufällig fiel ihm damals ein Buch der Schweizer Hauswirth und Saugy in die Hände. Besonders das Werk von Jakob Hauswirth, der seinen Lebensunterhalt als Taglöhner und Köhler verdienen musste, hat ihm mit seinen kraftvollen Kompositionen und seiner Schlichtheit großen Eindruck gemacht. Reg bedauerte, dass sein durch die Arbeit als Designer geschultes Auge ihm nie erlauben würde, solche wunderbaren Bilder hervorzuzaubern. Nach und nach wandelte sich seine Faszination in Eingebung. Mitte der Achtziger Jahre begann er Scherenschnitte zu machen. Es war ein Kampf, das Designerauge auszuschalten, um die Ursprünglichkeit der Arbeit nicht zu verderben.


 

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Nach vielen Versuchen hat er eine eigene Sprache gefunden. Er arbeitet sowohl in Schwarz und Weiß, als auch in Farbe. Seine Werkzeuge sind Schere und Messer. Dabei raut er das Papier auf, zerreißt und zerschneidet es. Er benützt alle Papiere, die ihm in die Hände kommen; Farben liefern ihm die Wegwerfpost, Papiertaschen, Druckmuster und Tapeten. Schwarzweiß-Effekte erzielt er, in dem er schwarze Strukturen auf weißes Papier malt. Er bevorzugt vor allem fotokopierte Tapeten und Stoffmuster. Reg Sear ist offen für alles, was von Kollegen in der ganzen Welt geschaffen wird. So ist er in allen Scherenschnittvereinen in Europa und Amerika Mitglied geworden. In der amerikanischen „Guild of Papercutters“ ist er auch als Editor tätig und veröffentlicht dort seine Arbeiten. Wir freuen uns, dass er auch in unserem Scherenschnittverein Mitglied geworden ist. Er hat uns ein großes Kompliment gemacht, indem er schrieb: „It is wonderful to see the diversity of styles and content in German papercutting, also the sense of fun and the lack of severe cutting, which knocks at least the two of the so-called German characteristics on the head. I hope, you understand the last part, you know, „Germans have no sense of humour.“ (not true to my knowledge), and have an obsession with precission.“ Auf Deutsch: „es ist wundervoll, diese Vielfalt der Stile und der Inhalte beim deutschen Scherenschnitt zu sehen, sowie den Sinn für Spaß und das Fehlen von ernstem Schneiden, was zwei der sogenannten deutschen Charaktereigenschaften auf den Kopf stellt. Ich hoffe, Sie verstehen das letztere: Sie wissen „Deutsche haben keinen Humor“ (was, so viel ich weiß, nicht stimmt) „und sind besessen von Genauigkeit.“ Dass Reg sich dem hohen Ziel, die Kraft und Originalität eines Hauswirth zu erreichen, ständig nähert, zeigen drei seiner Schwarzweiß-Arbeiten, die zudem voller Humor sind. Das Titelbild ist eine Collage aus bunten Papieren und voller Symbolik vor allem die Zahl vier. Vier Schlangen und vier Vögel, vier Farben (vier eine heilige Zahl, z.B. vier Evangelisten, vier Weltgegenden, etc.) die Schlange, nicht nur ein Symbol des Bösen, sondern auch der Heilkunst.


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Es sind Balanceakte schwierigster Art, wie sie nur im Zirkus gelingen können. Umgeben von einer Borte in einem festen Rahmen, präsentiert sich eine leichtbekleidete Dame auf einem Schwein, das von einem kleinen Herrn mit Hut und Vogel dirigiert wird. Auf dem Schirm der Dame balanciert ein Hahn, auf dem sich ein Mann zu halten sucht, der eine Fahne schwingt. Durch den, von Sternen beleuchteten Himmel, schwimmen drei Vögel, die gleichfalls von Männern mit Hüten am Zügel gehalten werden. Der Zirkus gastiert vor der Stadt; die Mauer mit Türmen und Stadttoren weisen darauf hin. Und die Palmen können nur im Morgenland stehen.

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