Roberts Michael

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Autor/in Henning Hoff
SAW 28

 

 

 

 

 

 

 

Schnippische Scherenschnitte

Der britische Künstler Michael Roberts gilt als „Jean Cocteau der Modewelt“ – ein Insider, der das Treiben auf den Laufstegen stets vom Rand aus betrachtet. Ein Bildband dokumentiert erstmals seine grandiosen Scheren- und Montagekünste.

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Vorhang auf für die Snippy World of New York Fashion Artist Michael Roberts. Seine Fingerfertigkeit mit der Kartonschere und sein untrügerisches Auge für Stil verhelfen seit einigen Jahren dem Magazin „The New Yorker“ zu außergewöhnlichen Titeln und Illustrationen. Seit Jahrzehnten ist der eigenwillige Brite Teil der internationalen Fashion-Szene und pendelt ruhelos von Hotelzimmer zu Hotelzimmer rund um die Welt. Nun sind seine bunten Collagen, Bilder und Designs erstmals in einem Band gesammelt. Vor rund 15 Jahren stöberte Roberts in Pariser Papeterien, in denen er eine große Vielfalt an farbigen Kartons fand und durch sie zurück zu den alten Künsten von Scherenschnitt und Collage kam. In Anlehnung an die Postergestaltung der 1920er Jahre, an das Jazz-Age, Art Deco und den Futurismus kreiert er seitdem einfache, flächige Farbillustrationen. In mühsamer Schneide- und Klebearbeit, die schon des Öfteren versehentlich Hotelpersonal zum Opfer fiel, interpretiert Roberts aktuelle Kollektionen oder schafft witzige Bilder, die seltsamerweise statisch und dynamisch zugleich wirken.

 

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Außerdem finden sich in dem hochwertigen, perfekt gestalteten Band, für den der Begriff „Coffee-table-Buch“ eine Beleidigung wäre, Acryl- und Gouache-Arbeiten, kleinteilige Mosaike und unter der Überschrift „Tribal“ („Stammeszugehörig“) wiederum grandios komponierte Scherenschnitte mit afrikanischen Motiven. Sie alle bebildern Spielarten von Mode-Momenten, um die sich in Mr. Snippys Universum alles dreht. Viel ist über die Person Michael Roberts nicht bekannt, selbst seinen Kollegen bleibt er manchmal ein Rätsel. „Er ist ein wahrhaft lausbübischer Charakter – mysteriös, unberechenbar und skurril. Man weiß nie so recht, wann er auf- und wann er abtaucht“, schreibt beispielsweise Vogue-Chefin Anna Wintour im Vorwort über ihn, und sie zählt zu seinen engsten Freunden.

 

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Roberts ist ein Art Insider-Outsider stets dabei, aber immer am Rand, um von dort aus mal bewundernd, malschnippisch, mal spöttisch das Treiben auf und neben den Laufstegen zu kommentieren. Als „Jean Cocteau der Modewelt“ wird er treffend apostrophiert, denn wie der Künstler-Poet aus Frankreich ist auch Roberts mit ähnlich vielen Talenten gesegnet: Er schreibt, iIIustriert, fotografiert, designt, und wie Cocteau ist er in der Lage, mit ein paar Linien – oder Scherenschnitten – die Modewelt auf das Wesentliche zu reduzieren und mit seinem exzentrischen, manchmal auch schwarzen Sinn für Humor zu kommentieren.


 

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