Felgentreu, Veronika

Veronika Felgentreufelgentreu-foto

Autor(in) Christa Weber
SAW 21

 

felgentsignatur

 

 

 

Geb. am 16. Mai 1985 in Münster i. W.
Februar 1990 Umzug nach Ammersbek bei Hamburg
Seit 1992 Besuch der Waldorfschule in Bergstedt bei Hamburg
2001 und 2002 Illustrationen zu dem Sagenbuch aus der Region Kassel, Münsterland und Hamburg
Aufenthalt in Neuseeland für ein Jahr.

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Bei meinem Besuch im Juni 2002 in Hamburg begegnete ich Veronica Felgentreu. Mir gegenüber saß ein selbstbewusstes junges Mädchen, das in den nächsten Tagen nach Neuseeland als Austauschschülerin fliegen wollte. Sie zeigte mir voller Stolz die neuesten Scherenschnitte zu einem Sagenbuch über ihre jetzige Heimatstadt Hamburg, das während ihrer Abwesenheit im Herbst herausgebracht wird. Voller Konzentration schnitt sie vor meinen Augen und erklärte mir, wie sie die Erzählungen in Scherenschnitte umsetzt. Ihre Großmutter Maria Töns leistet die Vorarbeit, indem sie die Stätte der Sagen aufsucht, in Archiven stöbert und fotografiert. Veronika setzt diese Informationen zeichnerisch um, lässt die Sage in ihren Entwurf einfließen und schneidet mit Sorgfalt das Motiv aus. Es sei schon ihre dritte Auftragsarbeit, erzählt sie mir voller Stolz. Sie will damit einen Teil ihres Neuseelandaufenthaltes finanzieren.

Lesen wir in dem Buch „Scherenschnitte eines Kindes“, geschrieben und herausgegeben von Maria Töns, erhalten wir einige Informationen darüber, wie sie zum Scherenschnitt kam. Im Frühjahr 1993, bei einem ihrer vielen Besuche bei Maria Töns, entdeckte die damals Siebenjährige die Künstlermappe ihres Ururgroßvaters Ferdinand Schauss (Maler und Professor 1873-1876 an der Kunstschule zu Weimar), und bewunderte darin aufbewahrte Scherenschnitte von Karl Fröhlich und Paul Konewka. Sie war von dieser Art der Kunst begeistert. Das ließ ihr keine Ruhe, und sie begann mit einer Hautschere, später mit einer Stickschere kleine Scherenschnitte anzufertigen. Scherenschnittpapier verwendete sie noch nicht, sondern schwärzte das Papier mit Bleistift an, denn es sollte ja echt wirken. Anfangs schnitt sie alles ohne Entwurf, aber nachdem sie unter den Scherenschnitten der beiden oben genannten Künstler Bleistiftentwürfe entdeckt hatte, skizzierte sie ihre kleinen Kunstwerke auch vor. Dazu kamen Scherenschnittpapier, einige Messer und eine Lupe, aber damit kam sie nicht zurecht.

Der Scherenschneider Reinhold Stier aus Hamburg, der in das Haus ihrer Großmutter eingeladen wurde, gab ihr gute Tipps, und beide führten fachmännische Gespräche. Die beiden „Künstler“ bewunderten sich gegenseitig. Porträts waren für Veronica Neuland, ihre Welt waren winzige Pferde und Hunde, die Herrn Stier fremd waren. Besonders Motive aus der Tier- und Sagenwelt hat Veronica aus ihren eigenen Träumen schöpferisch entwickelt. Mit zehn Jahren entdeckte sie Winnetou. Sie erlitt an den Wochenenden alle Höhen und Tiefen dieses Indianerschicksals und verarbeitete es innerlich, indem sie ihrer Fantasie freien lauf ließ und es in Scherenschnitte umsetzte.

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         Indianer (Originalgröße)                                               “ Araber“ 


1998 geht diese „Scherenschnittzeit“ langsam zu Ende. Sie wendet sich anderen Themen zu, die eine Jugendliche mit 13 Jahren mehr beschäftigen. Ihre Lieblingsmotive bleiben aber das Pferd und die Sagenwelt. Durch die Vermittlung der Scherenschnittkünstlerin Ursula Kirchner aus Stuttgart illustrierte sie im Jahr 2001 die Sagen aus der Region Kassel, nacherzählt von Burckhard Garbe. 2002 folgten die Sagen aus dem Raum Hamburg und Münsterland. Ich hoffe, dass diese Kunstrichtung ihr Wegbegleiter bleiben wird und ihre Erfahrungen in den Scherenschnitten Ausdruck finden.

 

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                                                                    „Die Raucherin“

 



 

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