Steinmetz, Wiebke

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Autor(in) Gudrun Mohr
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Aus mehreren Gründen kann die Künstlerin eine „Grenzgängerin“ genannt werden. Ihre beiden brandenburgischen Wohn- und Arbeitsplätze – Amalienhof und Fürstenwerder – liegen hinter einem See, der sich buchtenreich in der mecklenburgisch-brandenburgischen Landschaft hinstreckt.

An das nördliche Ufer reihen sich die mecklenburgischen „Hagen-Dörfer“, Gründungen aus der Kolonisationszeit, also des 13./14. Jahrhunderts. In einem dieser Dörfer stellt Wiebke Steinmetz aus; in Wittenhagen, dessen Kunsthalle inzwischen mehr als nur ein Geheimtipp ist unter den Kunstfreunden der Region. Als „Grenzgängerin“ pendelt sie hier über eine Landesgrenze.

Doch sie „pendelt“ ebenso zwischen ihren Handwerkszeugen – zwischen Kettensäge und Scherenschnittschere bzw. Schnitzmesser.

Mit dem gröberen Werkzeug legt sie die Grundformen ihrer Holzplastiken an, mit den feineren gestaltet sie ihre aktionsreichen Scherenschnittbilder, die ganze Geschichten erzählen. „Ich komme ja vom Theater, deshalb sind meine Schnitte Schattenbilder, weniger klassische Scherenschnitte“, erklärt sie mit freundlichem Lächeln. „Außerdem zeichne ich vor – was der Scherenschnitt eigentlich nicht erlaubt. Da wird ja frei gearbeitet.“
Hier konnte die Künstlerin aber beruhigt werden. Zwar ist das Vorzeichnen immer wieder ein Diskussionspunkt unter den Scherenschnitt-Künstlern, aber bereits Johanna Beckmann schrieb dazu 1910 in ihrem Werkbuch „Die schwarze Kunst“: „Ich meine, man mag es mit dem Vorzeichnen halten nach Belieben bei der Wiedergabe vorhandener Gebilde.

Der Entwurf bedarf zumeist der zeichnerischen Skizze, falls er nicht entsteht wie ein Mosaikbild aus einzelnen Schnitten (…).

„Turbulent wie im Theater geht es in Wiebke Steinmetz` Schattenbildern zu.

Da rodeln beispielsweise die „Flachländer“ in Ermanglung größerer Erhebungen von Haus- und Turmdächern.

Auch Radrennfahrer wollen hoch hinaus, denn sie besitzen in ihrem Rennrad ein universell einsetzbares Fortbewegungsmittel. Regenschirme bewähren sich an einem „Regentag“ nicht nur als schützende Dächer, sondern ebenso als Fluggeräte.

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Das erfährt auch eine Damenschar, die sich zu einem „Ausflug“ entschließt. In diese humorige
Metaphorik sind Inhalte der fröhlichen, wildbewegten Scherenschnittbilder verwoben.01

Übrigens scheint das Thema „Fliegen“ die Künstlerin besonders zu fesseln und zu immer neuen Interpretationen herauszufordern. In ihren Holzplastiken „Flugversuche“ müht sich eine männliche Figur, die aus nur grob bearbeiteten Holzbalken herauswächst, sich von der Erde zu lösen, wird aber immer wieder – anders als in den filigran gestalteten Scherenschnittbildern – durch ihre eigene Schwere am Aufsteigen gehindert.

Die ausgebildete Tischlerin Wiebke Steinmetz hat im Scherenschnittpapier, dem verwandelten Holz, ein neues Material gefunden, mit welchem sie kreativ experimentiert.

Dabei klopft sie das traditionsreiche Schattenbild, das eng mit dem aus dem asiatischen Raum stammende Schattentheater verwandt ist, auf seine Möglichkeiten hin ab, in moderneren Formen originelle Sichtweisen unseres Alltag zu finden, Wünsche und Träume dem Bild anzuvertrauen.

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Wiebke Steinmetz wurde 1968 in Berlin geboren. Nach dem Abitur, arbeitete sie als Kostümschneiderin in einem Berliner Puppentheater, lebte ein Jahr lang in Ländern Südamerikas, studierte dann in Berlin und Heidelberg, schulte zur Tischlerin um und bestreitet nun als freischaffende Künstlerin im Nordosten ihren Lebensunterhalt, wie gesagt, als „Grenzgängerin“ im mecklenburgisch brandenburgischen Landstrich um Feldberg und Fürstenwerder.

 

                              

4 Antworten

  1. Rosemarie Samuel sagt:

    vor Jahren Scherenschnitt der Künstlerin gekauft, heute bei Spazierfahrt Atelierschaufenster in Fürstenwerder entdeckt mit verschiedenen Arbeiten.
    Mir, 63 Jahre, hüpfte das Herz mit wieviel Beobachtungsgabe, Hingabe , handwerklichem Geschick und ansteckender Gefühlswelt die Künstlerin arbeitet. Das Werk und die ART der Ausstellung weckt viele Emotionen. Gedanken wie – mein Lebensschiff-,verflixte Situation -egal – wirken schon den ganzen Tag nach. Großes Danke !!!

  2. Katrin Hager sagt:

    Liebe Frau Steinmetz, kann Sie leider nicht erreichen. Bitte um einen Rückruf unter 03741 226077 oder per mail. Benötige eine Info, ob meine Bestellung ankam.
    Herzliche Grüße aus Plauen
    Katrin Hager

  3. Hans Kassube, Prenzlau sagt:

    Liebe Frau Steinmetz! An ihren Schaufenstern in Fürstenwerder komme ich nie vorbei, ohne mir an den Scheiben die Nase platt gedrückt zu haben. In meinem hohen Alter schaffe ich eher alles überflüssige ab, aber heute konnte ich nicht anders, als mir beim Nils Graf eines ihrer kleinen Kunstwerke anzuschaffen. Es macht mir immer wieder Freude und bringt mich zum Schmunzeln. Herzliche Grüße von Hans Kassube, Prenzlau..

  4. Zimmermann sagt:

    Sehr geehrte Frau Steinmetz! Vielen Dank für die wunderbaren Schattenbilder, sie sind eine Wonne für jeden detailverliebten Betrachter! Als Radsportlerin habe ich mit einem Augenzwinkern an einige meiner männlichen Radsportfreunde das Bild – Radsport II – verschenkt, es ist immer mit Freude und Bewunderung aufgenommen worden. Ich selbst habe aus dieser Serie einige Bilder in meiner Wohnung aufgehangen und verweile mit einem Lächeln auch nach Jahren immer wieder gern davor.
    Ich wünsche Ihnen weiterhin Inspirationen für diese ausgefallene Kunstrichtung.
    Mit freundlichen Grüßen!
    Regina Zimmermann
    Dresden

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